Kinder mit ADHS im Lernprozess

Kinder mit Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) werden zunehmend zu sichtbaren Teilnehmern des Bildungsprozesses. Dies erfordert von Bildungseinrichtungen Flexibilität, Verständnis und Anpassungsfähigkeit. Solche Kinder zeichnen sich durch eine erhöhte Aktivität, Impulsivität sowie Schwierigkeiten mit Konzentration und Sitzruhe aus. Diese Besonderheiten können leicht als Verhaltensprobleme wahrgenommen werden – insbesondere im traditionellen Schulsystem, in dem Disziplin, Ordnung und die Fähigkeit zur anhaltenden Aufmerksamkeit besonders geschätzt werden. Es ist jedoch wichtig zu verstehen, dass ADHS keine „Ungehorsamkeit“ ist, sondern eine neurobiologische Störung, die die für Selbstregulation und Aufmerksamkeit zuständigen Gehirnfunktionen beeinflusst.

Im schulischen Umfeld stoßen Kinder mit ADHS häufig auf Unverständnis seitens der Lehrkräfte und Mitschüler. Sie lassen sich leichter ablenken, vergessen Aufgaben, stehen ohne Erlaubnis auf, unterbrechen Lehrer oder Mitschüler. All dies kann Irritation hervorrufen, und wenn die Ursache dieses Verhaltens nicht erkannt wird, wird das Kind schnell als „schwierig“ oder „faul“ abgestempelt. In Wahrheit bemühen sich diese Kinder meist sehr, den schulischen Anforderungen gerecht zu werden, stoßen dabei jedoch auf Hürden, die sie ohne Unterstützung nicht überwinden können. Das standardisierte Schulsystem mit seinem starren Stundenplan und einheitlichen Regeln macht das Lernen für sie oft besonders herausfordernd.

Für eine erfolgreiche Integration von Kindern mit ADHS in die Bildungsumgebung ist die Zusammenarbeit von Lehrern, Eltern und Fachleuten von entscheidender Bedeutung. Lehrkräfte sollten grundlegende Kenntnisse über ADHS besitzen und zu einem individuellen Ansatz bereit sein. Dazu gehören das Aufteilen von Aufgaben in kurze, klare Schritte, die Möglichkeit körperlicher Bewegungspausen, visuelle Hinweise, flexible Bewertungssysteme, regelmäßiges Feedback sowie klare und freundliche Anweisungen. Eine vorhersehbare, ruhige und strukturierte Lernumgebung hilft Kindern mit ADHS, sich besser zu orientieren und sicher zu fühlen.

Auch die Eltern sollten mit der Schule kooperieren und ein einheitliches Vorgehen gegenüber dem Kind anstreben. Die Bedeutung positiver Motivation und Unterstützung darf dabei nicht unterschätzt werden – Lob auch für kleine Erfolge stärkt das Selbstvertrauen des Kindes und fördert seine innere Lernmotivation. Falls erforderlich, sollten Psychologen, Neuropsychologen, Tutoren und in manchen Fällen auch Fachärzte für medikamentöse Unterstützung einbezogen werden. Moderne Ansätze zur ADHS-Korrektur umfassen nicht nur medikamentöse Behandlung, sondern auch Verhaltenstherapie, kognitive Trainings, körperorientierte Methoden und Neurofeedback.

Trotz aller Schwierigkeiten verfügen Kinder mit ADHS über ein hohes kreatives Potenzial, schnelle Reaktionsfähigkeit, unkonventionelles Denken und die Fähigkeit, originelle Ideen zu entwickeln. Wenn die richtigen Bedingungen geschaffen werden, können diese Kinder nicht nur erfolgreich lernen, sondern auch ihr einzigartiges Potenzial entfalten. Die Verwandlung der Schule von einem System aus Strafen und Anforderungen in einen Raum der Unterstützung und Entwicklung ist dabei nicht nur für Kinder mit ADHS, sondern für alle Beteiligten im Bildungsprozess von großer Bedeutung.

Wenn Sie einen Beratungstermin vereinbaren möchten, kontaktieren Sie mich bitte über die Kontaktinformationen auf der Seite „Kontakte“.

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